Samstag, 15. Juni 2013

Queens of the Stone Age - ...Like Clockwork (2013)

7/10

Was war "Era Vulgaris" für ein Mistalbum. Zahllose halbgare Ideenfetzen, in wirrer Reihenfolge angeordnet. Zerhäckselte Riffschleifen, die schon beim zweiten Hördurchgang an den Nerven zerrten. Josh Homme hatte sich an der Dekonstruktion des Qotsa-Sounds versucht - und nicht viel mehr als Dekustrunst (*) zustande gebracht.

Die Erwartungen an das bereits vor zwei Jahren angekündigte Nachfolgealbum "...Like Clockwork" waren daher eher gering - auch wenn die Meldung, dass der einst geschasste Nick Oliveri, Drummaschine Dave Grohl und (kein Witz!) Elton John sich an der Neuerfindung der Steinzeitköniginnen beteiligen würden, für eine positivere Grundstimmung sorgte.

Und nun ist es also endlich da, das sechste Album der Queens of the Stone Age. Anders als erwartet ist es geworden, schwerer, dunkler - fuzzschwangeres Achtelgeschrammel sucht man beinahe vergebens, ebenso wie den minimalistischen Rocksound ihrer klassischen Alben. Schon der Opener "Keep your eyes peeled" macht unmissverständlich klar, dass die Zeit der Partysongs vorbei ist. Somnambul schleppt sich ein langsamer Bluesgroove dahin, die Gitarren dröhnen tief und bedrohlich, und über allem raunt Josh Homme eine beschwörende Melodie. Die Definition eines verheißungsvollen Openers.

Die düstere Grundstimmung zieht sich durch die meisten der zehn Lieder, einzig das schunkelnde "If I had a tail" und das euphorische "My god is the sun" wagen einen Ausbruch aus dem dämmrigen Brüten, dem Homme und seine Mannen anheim gefallen sind.

Und es gibt sie endlich wieder, jene Queens-Momente, die einen mit offenem Mund zurücklassen: Das wie aus dem Nichts sich ins Hirn fräsende Abschlussriff von "I sat by the ocean", die dramatische Klaustrophobie von "Kalopsia" und die gesamten, verflucht geilen sechs Minuten von "I appear missing".

Man merkt "...Like Clockwork" an, wie viel Zeit die Produktion verschlungen hat. Das Album strotzt vor Details (besonders toll: die Klangkaskaden im Titelsong), und auch wenn der Sound stellenweise fast schon zu überladen wirkt, ist es doch das bisher homogenste und stimmungsvollste Qotsa-Erzeugnis geworden. Der Preis für diese Homogenität ist das Fehlen jener irren Überrschungen, die gerade "Rated R" und "Songs for the Deaf" so unglaublich abwechslungsreich gemacht hatten. Einzig das irgendwo zwischen Prince, Muse und Schurrbartporno pendelnde "Smooth Sailing" geht noch in diese Richtung.

Die Queens of the Stone Age müssen aber nicht mehr Hits für Jedermann schreiben, sie haben  aufgehört, eine Band sein zu wollen, die sie nicht sein können.

"...Like Clockwork" ist pure Musikalität.


(*) Der Begriff "Dekustrunst" ist ein Neologismus, der auf den Kunstwissenschaftler M. Kernl zurückgeht. Das Wort beschreibt Kunst, die von geistlosen Ausstellungsbesuchern mit Adjektiven bedacht wird, obwohl sie eher mit Partikeln beworfen werden müsste. Man könnte natürlich auch einfach sagen, dass Dekustrunst ein Schmarrn ist.

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