Montag, 10. März 2014

Schnellcheck #3: Ein leichtes Elbenschwert +1

In den letzten Wochen habe ich sehr viel Musik hören müssen. Und auch wenn ich einige Perlen entdecken durfte, war der Großteil des Gehörten doch wieder nur grausamer Schrott. Wobei man zwischen Schrott, der gerne Musik wäre und Schrott, der sich keine Mühe gibt, irgendetwas außer Schrott zu sein, differenzieren muss. Beginnen wir mit Letzterem:

Oonagh - Oonagh (1/10)
Ethno Pop, Gothic Schlager
"Una" spricht man das total mystische Pseudonym des singenden Seifenoper-Restpostens Senta-Sofia Delliponti aus. Auf Deutsch und Elbisch (!) präsentiert die junge Dame schleimige Schlagersongs, die mit einer gehörigen Portion Ethno- und Gothic-Grütze verrührt worden sind. Liedtitel wie "Minne", "Hymne der Nacht" und "Falke flieg" dürften reichen, um euch eine Ahnung von dem Schrecken zu geben, den das findige Produzententeam hinter Delliponti ausgeheckt hat. Stellt euch einfach eine Mischung aus Helene Fischer und Nu Pagadi vor. Tonkagh ist das.


Mike Oldfield - Man on the rocks (3/10)
AOR, Pop
Dass mich und Herrn Oldfield eine Art Hassliebe verbindet, habe ich ja bereits in epischer Breite in meiner Oldfield-Retrospektive erörtert. Und auch des Meisters neuestes Werk reiht sich nahtlos in die lange Folge mittelmäßiger bis grauenhafter Studioalben, die er seit 1985 auf den Markt geworfen hat, ein. "Man on the rocks" enthält Rocksongs, die genausogut von Chris Rea sein könnten. Eingesungen hat die harmlosen Schunkeleien Luke Spiller, während Mike sich ganz aufs Begleiten und unauffällig dahingniedeln konzentriert. Nur selten blitzt die alte Magie auf, der Großteil des Albums ist peinlich seichtes Geseier für Rentner mit PC.

Judith Holofernes - Ein leichtes Schwert (5/10)
Indie Pop, Folk
Die Helden sind fürs Erste abgemeldet. Sängerin Holofernes möchte sich dennoch nicht gänzlich Kind und Kegel widmen, sodass sie uns nun mit ihrem ersten Soloalbum beglückt. Und es ist leider eine eher zwiespältige Angelegenheit geworden. Tolle Balladen ("Havarie") und verschmitzte Scherzlieder ("Opossum") kann sie immer noch. Bemühte Affektheischereien ("M.I.L.F.") und bildungsbürgerliche Schenkelklopfer ("John Irving") leider auch. Am stärksten war und ist ihr Songwriting, wenn sie die kleinen emotionalen Krisen und Katastrophen in charmante Worte kleidet.


Darkplain - Moon (3/10)
Gothic Rock, Pop Metal
In grauer Vorzeit war ich einmal Sänger einer eher minder erfolgreichen Indierockband. Wie man es eben so macht, spielten wir regelmäßig auf sogenannten Newcomerfestivals. Diese Veranstaltungen sind meist eher trauriger Natur: Die alkoholisierte Dorfjugend ignoriert geflissentlich die übermotivierten Musiker auf der Bühne, wobei 90% aller Bands Coverversionen ihrer Lieblingsbands spielen - selbst wenn sie angeblich "Eigenkompositionen" vortragen. Was das alles mit Darkplain zu tun hat? Nun, eine Band wie Darkplain gab es auf JEDEM Festival. Fetzige Gitarren hier, ein wenig Gepose da, und in der Mitte die sogenannte Rockröhre, stimmlich präsent wie der Aktenvernichter im Sozialamt. Zu allem Überfluss haben die Bandmitglieder von Darkplain auch noch schwarze Klamotten an. Voll evil und romantisch und so.

Katy B - Little Red (6/10)
Electro Pop, Dance
Nach dem ganzen Gebashe nun noch etwas Positives als Rausschmeißer. Die Engländerin Katy B macht tanzbare Popmusik mit einem angenehmen House- und Garage-Einschlag. Tiefsinnig oder gar mit einer längeren Halbwertszeit gesegnet sind ihre Nummern nicht, aber eine gewisse Sexyness und Eleganz kann man ihnen nicht absprechen. Gerade, wenn es so richtig in die Vollen geht ("5 AM", "I like you"), fährt einem durchaus die Tanzwut in die Extremitäten. Leider befinden sich auf dem Album ein paar Füller zu viel, was insgesamt aber wenig an der Erkenntnis rüttelt, dass Talent in großer Menge vorhanden ist.

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