Mittwoch, 28. Mai 2014

100 Songs (90 - 81)

Kleine Vorabbemerkung: Eigentlich würde ich gerne Videolinks zu den jeweiligen Songs posten, bei vielen Künstlern befinden sich jedoch keine "offiziellen" Videos auf Youtube. An sich wenig problematisch, im Hinblick auf die merklich härter gewordene Löschungspolitik von Google lasse ich in der nächsten Zeit etwas Vorsicht walten. Nicht nur, weil ich Ärger von meinem Blog fernhalten möchte, sondern v.a. weil viele Videos entweder sehr schnell wieder von Youtube entfernt werden, oder nur via Proxy abrufbar sind. Toll finde ich das nicht. 

Wobei es mir als Blogger noch besser ergeht als Streamern und Contentproducern. Da werden teilweise Kanäle gesperrt, die ganz offiziell Videospiele testen. Der Grund: Viele Spiele enthalten lizensierte Musik, und die darf nicht von Dritten weiterveröffentlicht werden. So langsam wird es Zeit für ein Open-Source-Modell im Musikbereich. Aber genug gemeckert, jetzt gehts weiter mit Liedern, die die Welt braucht:


90 Dio - Holy diver
Vom unverkennbaren Wabern des Intros über den epochalen Einstieg der Band bis hin zur unzerstörbaren ersten Zeile: So fangen Meilensteine an. "Holy diver" ist einer jener Songs, die man schon nach dem ersten Hören nie mehr aus dem Kopf bekommt. Dies liegt natürlich nicht nur an der schieren Eingängigkeit von Riff und Refrain, sondern vor allem an der Stimme Ronnie James Dios, die alle relevanten Merkmale des Hard Rock in sich vereint. Kraftvoll, rauh und mühelos thront Dios Organ über einem Lied, das seinen Schöpfer sehr lange überdauern wird. 

89 Giorgio Moroder - From here to eternity
Dass der Südtiroler mit dem fiesen Schnauzbart in den 80ern für so manche Schreckenstat verantwortlich zeichnete, ist bekannt. Dass er mehr oder weniger im Alleingang den Electro-Disco-Sound erfand, ebenso. Neben seinen Arbeiten mit Donna Summer ist besonders sein Debütalbum "From here to eternity" empfehlenswert, wenn man herausfinden möchte, wie der Discofunk der 70er elektrifiziert wurde. Der stylish daherhoppelnde Titelsong des Albums ist penetrant fröhlich, aber auch verflucht eingängig. Möge er in Ewigkeit schwofen.

88 Suicide - Ghost rider
"Ghost rider motorcycle hero" singt der Mann, während rechts und links die Maschinen kaputtgehen. Ist das jetzt Kunst oder Nonsens? Oder gar beides?  Ende der 70er war nur eines sicher: Suicide waren kontrovers. Legenden von Krawallen und Ausschreitungen bei Suicide-Konzerten bildeten sich rasch nach der Gründung des Duos, das mit seinem Debüt dem Punk einen neuen Anstrich verpasst hatte. Minimalistisch und unkonventionell gingen Alan Vega und Martin Rev zu Werke, als sie den Rock'n'Roll in seine Einzelteile zerlegten und ihn auf einen scheppernden Motorblock reduzierten.

87 Phish - Guyute
Heiliger Strothotte, ist das irre. Phish, ihres Zeichens die liebenswertesten Frickler seit Robert Fripp, besingen in "Guyute" ein Schwein. Das Schwein dreht jedoch gründlich am Rad, sodass nach anfänglichem Wohlbefinden sich rasch der Wahnsinn im Sauenhirn breitmacht. Das Trio kombiniert chromatische Solo-Eskapaden mit frei zwischen den Taktarten springenden Breaks zu einer Sülze, die von der ersten bis zur letzten Sekunde wohlschmeckend ist. Das Lied eignet sich übrigens auch hervorragend zur Beschallung von Kindergeburtstagen.

86 Bob Dylan - Just like a woman
Ich setze mich wohl in die Nesseln, wenn ich sage, dass ich den Bob eigentlich gar nicht leiden kann. Natürlich ist er eine Legende, und natürlich gibt es an seinen Verdiensten nichts zu rütteln. Meiner Meinung nach waren die Songs zu den größtenteils fantastischen Texten viel zu häufig aber banal. Dass es nun ausgerechnet ein Liebeslied mein Dylan-Favorit ist, sagt aber wenig aus. "Hurricane" mag ich beispielsweise ebenso gerne. Der Grund: Hier finden Musik und Text wirklich zusammen.

85 Soap&Skin - Wonder
Puristen werden nun mindestens die Stirn runzeln. So ein neuer Song in einer Lieblingslieder-Liste? Muss da nicht erstmal Zeit vergehen, ehe ein Stück Heldenstatus für sich beanspruchen kann? Natürlich nicht - und wer etwas anderes behauptet, möge weiterhin den Rolling Stone lesen und seine Springsteen-Platten abstauben. "Wonder" von der österreichischen Sängerin und Pianistin Anja Plaschg, die unter dem Pseudonym Soap&Skin Platten veröffentlicht, ist ein trauriges kleines Lied über Verlust und Lebensnot. Nur ein paar Wischer auf den Tasten und ein zurückhaltender Chor genügen, um eine ganz besondere Gefühlsmelange aus Schmerz und Trotz einzufangen.

84 Melissa auf der Maur. feat. Glenn Danzig - Father's grave
Glenn Danzig ist ein verdienstreicher Mann. Vor allem mit den Misfits sicherte er sich einen Platz im Herzen all jener, denen die Urform des Punk immer zu öde gewesen war. Als Solokünstler verbrachte er seine Zeit jedoch meistens im Schatten früherer Großtaten. Dass er (und seine Stimme) trotz fortgeschrittenen Alters nichts von ihrem Glanz eingebüßt haben, zeigt "Father's grave", ein mitreißendes Duett mit Melissa auf der Maur, die manche vielleicht noch von ihren Jobs bei Hole und den Smashing Pumpkins kennen. "Father's grave" beginnt folkig, entpuppt sich jedoch schnell als wahre Hymne, die leider nicht die Aufmerksamkeit erhalten hat, die sie eigentlich verdient gehabt hätte.

83 Oceansize - Ornament / The last wrongs
Falls ihr mal nen schlechten Tag hinter euch haben solltet und auch das Wetter allen Hoffnungen auf gute Laune den Garaus gemacht hat, sei euch hiermit der Song "Ornament / The last wrongs" der britischen Post-Rock-Combo Oceansize ans Herz gelegt. Nach einigen balladesken Anfangsminuten explodiert der Track zu einer akustischen Supernova, die in Sachen Opulenz und Ohrwurmcharakter kaum Konkurrenz besitzt. Nein, das ist nicht übertrieben.

82 Michael Jackson - Billie Jean
Dieses verdammte Bassriff. Da können die späteren Untaten Jackos noch so grauenhaft sein, allein für dieses Bassriff gebührt dem "King of pop" ein Platz in der ewigen Ruhmeshalle. Und dann der Groove: Unnachahmlich, furztrocken, virtuos. "Billie Jean" kommt der Perfektion gefährlich nahe. Eine Tatsache, an der sich Michael Jackson für den Rest seines Lebens verzweifelt abzuarbeiten hatte. Wer solche Höhen erreicht hat, kann nur tief fallen.

81 Arcade Fire - Half light II (No celebration)
Eigentlich ging der ganze Arcade-Fire-Hype recht spurlos an mir vorüber. Während andernorts die Superlative wie wild herumflogen, fand ich die meisten Alben der Band zwar gelungen, aber eben nicht absolut herausragend. "Half light II (No celebration)" von "The suburbs" ist indessen einer der besten Songs der Gruppe. Auf Basis eines rastlos pluckernden Sechzehntelsynthies wird euphorisiert, dass die Schwarte kracht. Ein Stimmungsaufheller par excellence.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen